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Obiger Zeitungsartikel nochmal in Textform:

Große Individualität ist Stärke von Holz

Karl-Heinz Kuderer hat Drechseln neu für sich entdeckt

 

Zu den ältesten Handwerken überhaupt zählt das Drechslerhandwerk. Es entstand bereits vor 3000 Jahren im Mittleren Osten.

Oberkirch. Die Geschichte ist verbürgt. Schon im Altertum haben die Menschen gedrechselt. So zeigen Überreste von Kalksteinreliefs den Perserkönig Xerxes bereits in vorchristlicher Zeit auf einem gedrechselten Thron.

Im Laufe der Jahrtausende veränderte sich das Drechseln nur geringfügig. Das Holz wurde zwischen zwei dornähnlichen Spitzen gehalten und mit einer darum gewickelten und sich hin und her bewegenden Schnur gedrechselt.

In den letzen Jahrzehnten hat sich das Drechseln jedoch zunehmend als Kunstform etabliert. Eine stetig wachsende Zahl an Galerien und Museen präsentiert abstrakte Objekte und "nutzlose" Gebrauchsgegenstände mit Objektcharakter der Öffentlichkeit.

Ein Vertreter dieser Kunst ist Karl-Heinz Kuderer, Am Reichenbächle, ein Schreinermeister, der in der Werkstatt seines Vaters zwischen Holzstapeln und Sägespänen aufgewachsen ist und schon früh seine Liebe zum Gestalten mit Holz entdeckt hat. Bereits mit zwölf Jahren drechselte er auf der alten Drechselbank, auf der sein Vater und Großvater Radnaben für Holzwagenräder hergestellt hatten, Kerzenständer und Lampenschirme, mit denen der Bekanntenkreis beglückt wurde.

Jetzt hat er seine Liebe zur Holzkunst wieder entdeckt. "Holz zeichnet sich durch eine große Individualität aus", so Karl-Heinz Kuderer, der am Reichenbächle eine Geschenkboutique mit Drechselarbeiten betreibt. Jedes Stück Holz habe seine eigenen Abmessungen, Formen, Strukturen, Äste und Risse, die ihn beim Gestalten an der Drehbank leiten. Jedes Stück habe seine Besonderheiten, etwaige "Fehler" mit eingeschlossen.

Altes Handwerk

Bei vielen Objekten, die er aus dem Holz schält, sein noch Rinde dran. Äste, Rindeneinschlüsse, ja sogar Wurmlöcher blieben unter Umständen sichtbar. Auch das Schwinden, das Reißen und sich Verfärben sei untrennbar mit dem Werkstoff Holz verbunden und in seinen Arbeiten vielfältig sichtbar. An den Jahresringen könne man zudem die wechselvolle Geschichte des Stückes nachvollziehen.

Die bevorzugten Holzarten sind heimische Hölzer wie Apfelbaum, Nussbaum, Kirsche und Zwetschge. Für die Oberflächenbearbeitung verwendet er hauptsächlich Pflanzenöle und Wachse. "In einer Zeit, in der viele Gebrauchsgegenstände in riesigen Stückzahlen vom Band laufen, sind Einzelstücke umso wertvoller", ist Kuderer überzeugt.